Darsteller:
Nathalie Baye, Jalil Lespert, Roschdy Zem, Antoine Chappey, Xavier Beauvois,
Jacques Perrin, Patrick Chauvel, Jean Lespert, Annick Le Goff.
Die
Story: Frisch aus der militaristischen Obhut der Polizeischule entlassen,
tauscht Antoine Derouère (Jalil Lespert) Theorie und Uniform gegen die lässige
Lederjacke und Handfeuerwaffe bei der Police Judicaire in der Seine-Metropole
Paris ein. Engagiert, unschuldig und idealistisch motiviert, lernt er sogleich
den schonungslosen Alltag kennen. Desolate Routine, zermürbte Kollegen und
unterschwelliger Rechtsextremismus. Er kommt in die Einheit von Caroline
Vaudieu (Nathalie Baye), die nach zwei Jahren Pause und einer
Alkoholentziehungskur nichts von ihrer Anerkennung bei den Kollegen verloren
hat. Caroline kämpft immer wieder gegen ihre Alkoholprobleme. Sogleich breitet
sie ihre schützenden Fittiche über den „kleinen Leutnant“ aus. Als sie
gemeinsam an der Aufklärung eines Mordes an einem polnischen Obdachlosen
arbeiten, lernt Caroline die Fähigkeiten von Antoine schätzen, fühlt sich aber
auch an ihren verstorbenen Sohn erinnert…
Der
Star: Nathalie Baye („Der Verrat“; „…und das Leben geht weiter“) erhielt für
ihre beeindruckende schauspielerische Leistung in diesem Film den diesjährigen
französischen Filmpreis „César“ als beste Schauspielerin.
Der
Regisseur: Mit einer verstörenden Symbiose zwischen der analytischen
Sachlichkeit des Cinéma Vérités und der emotionalen Intensität eines Nouvelle
Vague Filmes definiert der 39jährige Nordfranzose Xavier Beauvois das Genre
des „Film Policier“ neu. Bereits seine Filme „Nord“, „Vergiss nicht, dass Du
sterben musst“ und „Die Frau des Chefs“ begeisterten u.a. auf den Festivals in
Cannes und Venedig.
filminformer-Bewertung:
Dieser gnadenlose Blick hinter die löchrigen Kulissen der Pariser
Polizeiarbeit vereint einfach alles: Charakterstudien, Gesellschaftskritik,
Dokudrama und Einzeltragödie. Beauvois legt in dieser Erzählung von vornherein
die Strategien des Dramas offen und in den entscheidenden Momenten ist die
bereits vorher sich spürbar andeutende Tragik umso grausamer. Obwohl die
unruhige Kamera vor allem in der ersten Hälfte des Films die immer wieder
aufkommende Hektik des Polizeialltags illustriert und Nähe zu den Personen
demonstrieren möchte, funktioniert die Erzählung hauptsächlich in kleinen
Gesten und Blicken zwischen den Figuren. Er scheut nicht davor zurück, auf aus
Genrefilmen bekannte Drehbuchkonstellationen zurückzugreifen. Was nicht stört,
denn den Plot, die Verfolgung zweier des Mordes verdächtiger Russen, treibt er
im berechtigten Vertrauen auf die überragenden Schauspieler und die
Komplexität der Charaktere, in aller Ruhe und beinahe obligatorisch voran.
Dennoch kommt der aufgewühlte Zuschauer erst am Ende zur Ruhe, gemeinsam mit
der Kamera. Ein wirklich beeindruckender Film, der so fesselt, das der
Zuschauer erst mit dem Abspann merkt, das der Film komplett ohne Musik
auskommt. Absolut Sehenswert!
-Jörg-H.
B. von Grass
Bewertung:
****0
Deutschlandstart:
06. Juli 2006
Verleih:
Arsenal Filmverleih
Wie
in der Hölle
Frankreich
2005 / 90 Min.
Regie:
Danis
Tanovic.
Darsteller:
Emmanuelle Béart, Karin Viard, Marie Gillain, Carole Bouquet, Guillaume Canet,
Jacques Gamblin, Jacques Perrin, Miki Manojlovic, Maryam D'Abo, Jean Rochefort.
Die
Story: Sophie (Emmanuelle Béart), Anne (Marie Gillain) und Celine (Karin
Viard) sind Schwestern und haben sich seit Jahren nichts mehr zu sagen.
Gemeinsam ist ihnen das Unglück in ihren Beziehungen, das alle Aspekte ihres
Lebens belastet. Sophie hat den dringenden Verdacht, ihr Ehemann könne sie
betrügen. Anne studiert Architektur und hat ein Verhältnis mit ihrem
verheirateten Professor. Und Celine ist offenkundig nicht fähig, eine
Beziehung einzugehen und sich anderen Menschen zu öffnen. Sie kümmert sich um
die an den Rollstuhl gefesselte Mutter. Das Geheimnis der Familie liegt in
einer gewalttätigen Episode in der Kindheit der Schwestern, wegen der ihr
Vater ins Gefängnis wanderte und ihre Mutter eine Sprachblockade erlitt. Als
ein junger Fremder in das Leben der Schwestern tritt, werden Ereignisse in
Bewegung gesetzt, die die Frauen mit ihrer Vergangenheit konfrontiert…
Die
Stars: "Die Hölle", der unter dem deutschen Verleihtitel "Wie in der Hölle"
startet, versammelt vier große französische Aktricen: Emmanuelle Béart („8
Frauen“; „Mission: Impossible“), Karin Viard („Tante Danielle“; „Hass“) und
Marie Gillain („Mein Vater der Held“) als Schwestern-Trio, sowie Carole
Bouquet ("Obskures Objekt der Begierde"; "007 - In tödlicher Mission") als
deren grotesk gealterte Mutter.
Der
Regisseur: Der neue Film von Oscar-Preisträger Danis Tanovic ist wie schon
sein Vorgänger "No Man's Land" ein Kriegsfilm. Spielte der eine im ehemaligen
Jugoslawien unter Männern an der Front, im Kugelhagel und auf Minenfeldern, so
spielt "L'enfer" unter Frauen im zivilisierten Paris, wo die Minen in den
Köpfen liegen, die Kugeln in den Blicken.
filminformer-Bewertung:
Himmel, Hölle und Fegefeuer - der verstorbene polnische Meisterregisseur
Krzysztof Kieslowski und sein Autor Krzysztof Piesewicz konnten ihre geplante
Trilogie nie vollenden. Nachdem Tom Tykwer mit "Heaven" den Anfang machte,
folgt Tanovic mit dem zweiten Teil nach. „Wie in der Hölle“ ist ein komplexer
Film, visuell, formal, stilistisch und auch dramaturgisch. Doch leider vermag
Tanovic es nicht, den Kieslowski-Touch adäquat zu transportieren, gelingt es
nicht, den Charakteren in ihrer inszenatorischen Umsetzung jene Tiefe zu
verleihen, die einer Figur von Kieslowski wie selbstverständlich zu eigen ist.
Die Geschichte bewegt trotz ihres tragischen Untergrundes nicht wirklich,
Tanovic inszeniert die Frauen zu oberflächlich, und es sind nur einzelne
Sequenzen, die in ihrer Emotionalität gelingen.
-Jörg-H.
B. von Grass
Bewertung:
**000
Deutschlandstart:
29. Juni 2006
Verleih:
Tobis Film
Ab
durch die Hecke
USA
2006 / 87 Min.
Regie:
Tim Johnson & Karey Kirkpatrick.
Sprecher:
Götz
Otto, Ben Becker, Bernard Hoëcker, Ralf Schmitz, Jeanette Biedermann, Tayfun
Bademsoy.
Die
Story: Waschbär Richie ist ein verfressener und gewiefter Einzelgänger. Nach
dem desaströsen Versuch, die Vorratskammer des nicht mehr ganz so tief im
Winterschlaf befindlichen Grizzlys Vincent zu plündern, ist Richie gezwungen,
die Vorräte binnen kürzester Zeit Stück für Stück wieder auf zu füllen. Er
erschleicht sich die Freundschaft eines Trupps gutgläubiger Waldbewohner. Die
mussten, gerade selber aus dem Winterschlaf erwacht, feststellen, dass ihr
Lebensraum während der kalten Monate ein gutes Stück kleiner geworden ist. In
dieser Zeit haben die Menschen ein exklusives Wohnviertel aus dem Boden
gestampft, das von einer gewaltigen Hecke umgeben ist, aber laut Richies
Aussage allerhand verlockende Leckereien verspricht. Die Nager-Gang mit dem
hektischen und ziemlich dusseligen Eichhörnchen Hammy oder der kratzbürstigen
Stinktierdame Stella geht, trotz Bedenken ihres Anführers, der gemütlichen
Schildkröte Verne, auf Beutezüge zu den Menschen. Vermeintlich sammeln sie für
den Winter, doch der clevere Richie hat seine eigenen Pläne…
Die
Stars: Im
Original wird Richie von Bruce Willis gesprochen, im Deutschen von Götz Otto
(„007 – Der Morgen stirbt nie“). Zu den weiteren deutschen Synchronstimmen
gehören Bernard Hoëcker, Ben Becker, Jeanette Biedermann oder Ralf Schmitz.
Die
Regisseure: Nach „Antz“ und „Sindbad“ ist dies die dritte Regiearbeit von Tim
Johnson, dieses Mal gemeinsam mit Karey Kirkpatrick, der bereits für die
Drehbücher von „Per Anhalter durch die Galaxis“; „Der kleine Vampir“; „Hennen
rennen“ oder „James und der Riesenpfirsich“ verantwortlich war.
filminformer-Bewertung:
Nach dem Erfolg von "Madagascar" setzt Dreamworks Animation in seinem sechsten
computer-animierten Film erneut auf die Zugkraft netter kleiner Tiere, die
zahlreiche turbulente Abenteuer bei ihrem Zusammenprall mit der menschlichen
Zivilisation erleben. Technisch ebenso versiert, weniger gefühlig, dafür mit
bissigerem Witz als die Konkurrenz von Pixar präsentiert sich diese auf
Spielfilmlänge gebrachte Adaption eines populären Comicstrips, die wie eine
Art „Mission: Impossible der Tiere“ daher kommt. Der satirische Gehalt der
Comics, in dem die Autoren Michael Fry und T. Lewis ihr Szenario des Blicks
von Außen nach Innen nutzen, um augenzwinkernd und doch sehr treffsicher
menschliche Marotten, Konsumzwang und Konformität auf den Arm zu nehmen,
bietet sich geradezu an für eine filmische Aufarbeitung. Als
komische Highlights, versetzt mit dem für Dreamworks typischen Popkultur- und
Zitatehumor, zelebrieren Johnson und Kirkpatrick den fortwährenden
Zusammenprall der Welten. Ein großer Spaß, nicht nur für Kinder, sondern für
die ganze Familie!
Die Story: Die Ärztin Kate
Forster (Sandra Bullock) muss nach ihre Facharztausbildung ihr geliebtes Haus
am See verlassen und zieht wieder in die Innenstadt von Chicago. Sie
hinterlässt dem nächsten Mieter in Postkasten einen Brief mit einem
Willkommensgruß. Plötzlich bekommt sie einen Brief des neuen Mieters, dem
Architekten Alex Wyler (Keanu Reeves). Das Datum auf dem Brief ist allerdings
der 14. April 2004 und schon zwei Jahre alt. Dies war nicht der letzte Brief,
den Kate und Alex mit einander austauschen. Auf mysteriöse Weise können die
beiden, trotz der zwei Jahre Zeitdifferenz, miteinander kommunizieren. Nun
müssen sie hinter das Geheimnis kommen und versuchen sich in der richtigen
Zeit zu treffen…
Die
Stars: Nach ihrem fulminanten gemeinsamen Erfolg mit "Speed" sind Keanu
Reeves, ("Matrix I-III", "Anwalt des Teufels", "Sweet November") und Sandra
Bullock ("Miss Undercover I & II"; "28 Tage"; "Mord nach Plan") erstmals
wieder auf der Leinwand vereint.
Der Regisseur: Der 1961 in Buenos Aires geborene Argentinier Alejandro Agresti
dreht vor diesem Hollywood-Debüt bereits 24 Filme in seiner Heimat, darunter
1998 „Das letzte Kino der Welt“ oder 1989 „Ein Toter kehrt zurück“.
filminformer-Bewertung:
Nach "Shall We Dance" nimmt sich Hollywood wieder einer Romanze aus Asien an.
In diesem Fall ist es der koreanische Film "Siworae" von Hyun-seung Lee, der
mit dem internationalen Titel "Il Mare“ im Jahr 2000 auf einigen Festivals
lief. Der Hollywood-Neuling Alejandro Agresti übernimmt allerdings nur die
Prämisse dieser Tragödie, die er als Grundlage für eine Liebeserklärung an die
Liebe nutzt. Kinobesucher, die bei jedem Film krampfhaft darauf bedacht sind,
jeden noch so winzigen Logikfehler zu entdecken, sind hier schlecht
aufgehoben. Und dass nicht nur, weil man ihn - wie übrigens jeden
Zeitreisefilm - auch wenn er seiner inneren Logik stets treu bleibt,
genüsslich auseinanderpuhlen kann. Sondern auch, weil die Romantik hier eher
eine Sache der leisen Töne ist, die nur funktionieren kann, wenn man sich ohne
störende Ablenkung voll auf die Figuren und ihre Geschichte einlässt. Wenn man
das allerdings tut, und dafür sorgen alleine die bezaubernden Hauptdarsteller,
wird man in einen zutiefst romantischen Film mit einigen überraschenden
Wendungen gezogen. Nicht nur etwas für Verliebte!
-Jörg-H.
B. von Grass
Bewertung:
****0
Deutschlandstart:
06. Juli 2006
Filmverleih:
Warner Bros.
Wolf
Creek
Australien/Kanada
2005 / 99 Minuten
Regie:
Greg McLean.
Darsteller:
John Jarratt, Cassandra Magrath, Nathan Phillips, Kestie Morassi, Andy McPhee,
Guy Petersen, Gordon Poole.
Die Story: Die beiden
Engländerinnen Liz (Cassandra Magrath) und Kristy (Kestie Morassi) planen mit
ihrem australischen Freund Ben (Nathan Phillips) einen ausgelassenen Road Trip
durch Australien. Von Broome im Westen des Kontinents wollen sie quer durchs
Land bis nach Cairns an der Nordostküste touren. Das Geld ist knapp, deswegen
wird ein klappriger Ford erstanden, und unterwegs ist Camping angesagt. Die
Stimmung lässt nichts zu wünschen übrig. Der erste Höhepunkt der Tour ist der
Wolf-Creek-Krater – ein gottverlassenes Nationalpark-Gebiet im Nirgendwo des
Top Ends. Als ihr Auto nach einer Wanderung zum Krater verreckt, ist die
Ratlosigkeit groß. Stunden von der letzten zivilisierten Siedlung entfernt,
ist der Frust immens. In der Nacht haben sie aber dennoch Glück, als der
Trucker Mick (John Jarratt) vorbei kommt und ihnen Hilfe anbietet. Der kauzige
Typ schleppt das Trio in einer stundenlangen Fahrt ab und erzählt am
Lagerfeuer skurrile Geschichten. Doch am nächsten Morgen kommt Liz gefesselt
in einer Baracke zu sich. Als sie sich befreien kann, hört sie Kristys
Schreie. Mick hat sie in seiner Garage gefesselt und macht sich mit Messer und
Gewehr an der junge Frau zu schaffen...
Der Star: Der Australier John
Jarratt („Picknick am Valentinstag“) strahlt eine diabolische, eiskalte
Präsenz aus, die auch Quentin Tarantino nicht verborgen blieb. Der
Kultregisseur verpflichtete Jarratt für sein Horror-Thriller-Projekt „Grind
House“, das er mit Robert Rodriguez realisiert.
Der Regisseur: Dies ist der Debütspielfilm des jungen australischen Regisseurs
Greg McLean, der 2001 für seinen Kurzfilm „ICQ“ den „Best Director“-Award des
New Yorker Filmfestivals erhielt.
filminformer-Bewertung:
„Wolf Creek“ wird die Kinobesucher spalten, noch mehr als der vom
Mainstream-Publikum gehassten und von der Horrorgemeinde geliebten „The Hills
Have Eyes“-Remake von Alexandre Aja. Die für nur eine Million Dollar
entstandene australisch-kanadische Co-Produktion steht für eine knallharte
Gangart gepaart mit einem beklemmenden Realismus. Der Killer ist hier kein
atomar verstrahlter Mutant. Mick, der Trucker sieht aus wie der Kumpel von
Crocodile Dundee und pflegt zunächst auch einen ähnlich rustikalen Charme. Bis
sich das Szenario allerdings abrupt vom ausgelassenen Road Trip in ein
eiskaltes Terrormartyrium verwandelt, dauert es sehr lange. So soll der Film
funktionieren, damit das Publikum mit den Charakteren mitleiden kann. „Wolf
Creek“ gelingt es dann effektiv an den Nerven der Zuschauer zu reißen. Wenn
Mick in seiner ersten harten Einlage auf Kristy losgeht, ist dies nur für
hartgesottene Gemüter verdaubar. Regisseur und Autor McLean setzt dabei auf
eine Mischung aus real greifbarem Horror und Psychoterror, der im Kopf
entsteht. Aber er kann’s noch übler. Wer das haben muss, der ist hier richtig.
Nur fragt sich der normale Zuschauer warum man so etwas haben muss. Richtig?
-Jörg-H.
B. von Grass
Bewertung:
**000
Deutschlandstart:
13. Juli 2006
Filmverleih:
Kinowelt
Pirates Of The Caribbean: Fluch der Karibik 2
USA
2006 / 150 Min.
Regie:
Gore
Verbinski.
Darsteller:
Johnny Depp, Keira Knightley, Orlando Bloom, Bill Nighy, Stellan Skarsgård,
Naomie Harris, Martin Klebba,, Alex Norton.
Die
Story: Elizabeth (Keira Knightley) und Will (Orlando Bloom) werden mitten
in ihrer Hochzeit von einem Kolonialbürokraten der East India Company
verhaftet, weil sie mit ihren dubiosen Kontakten zur Piratenschande Jack
Sparrow (Johnny Depp) Landesverrat begingen. Um Tod oder langer Haft zu
entgehen soll Will Jacks magischen Kompass stehlen, der stets die Suchrichtung
für das anzeigt, was man am meisten begehrt. Im Falle der Company ist das eine
Kiste, die den wichtigsten Besitz von Davy Jones beinhaltet, mit dem man den
gefürchteten Captain des ozeanischen Zombieschiffs "Der Fliegende Holländer"
und damit auch sein Haustier, einen monströsen Kraken, kontrollieren kann.
Mehrere Parteien sind hinter diesem Steuerinstrument her, selbstredend auch
Käpt’n Sparrow, der erneut zwischen Opportunist, Feigling und Sympathieträger
pendelt...
Der
Star: Johnny Depp zeichnete sich schon immer durch seine expressive
Leidenschaft aus, groteske Freaks („Edward mit den Scherenhänden“),
absonderliche Drogendealer („Blow“) und scheiternde Lebenskrüppel („Fear and
Lothing in Las Vegas“) zu verkörpern, nur nicht immer in solch farbenfrohem
Pomp. Er gibt dem Film den gewollten Knalleffekt und einen beinahe bis zur
Unerträglichkeit getriebenen Kitsch-Charakter.
Der
Regisseur: Der erfolgreiche Werbefilmer Gore Verbinski hatte vor dem
ersten Teil von „Fluch der Karibik“ bereits Achtungserfolge wie „Mäusejagd“,
„Ring“ oder „The Mexican“ aufzuweisen.
filminformer-Bewertung:
Das
Sequell des Sommerhit des Jahres 2003 „Fluch der Karibik“ ist da und wie nicht
anders zu erwarten war steht der dritte Teil für Sommer 2007 schon in den
Startlöchern. Letztendlich wurden beide Filme hintereinander abgedreht Dem
jetzt anlaufenden zweiten Teil gelingt allerdings qualitativ nicht der
Anschluss an den ersten Teil. Lediglich in den Special Effects und der
übermäßigen Anhäufung von Gewürm, Ekel und düsteren Gestalten toppt er den
Vorgänger. Schließlich erweist sich die Story als wenig überzeugend und der
Film gerät in die Falle von unendlich wiederkehrenden Klischees und
Stereotypen. Innovationen und die angekündigten Überraschungen bleiben
weitestgehend aus. Die Handlung ist mehr als verwirrend und überbordend, so
dass der Film auch kein Ende findet und lediglich als überlange Ouvertüre für
den dritten Teil dient. Wer wissen will wie der Film ausgeht ist gezwungen 10
Monate zu warten und muss auch für den dritten Teil zahlen. Dreister kann man
sein Publikum kaum an der Nase herumführen. Hier geht es Produzent Jerry
Bruckheimer nicht um das Erzählen einer epischen Trilogie, sondern
offensichtlich um die künstliche Verlängerung finanzieller Profite.
–jvg
Bewertung:
**000
Deutschlandstart:
27. Juli 2006
Verleih:
Buena Vista
Kurzbelichtet:
Die
Chaoscamper
Bob
Munro (Robin Williams) hat einen anstrengenden Job und eine Familie, die er
kaum noch sieht. Die 15-jährige Tochter Cassie (Joanne "JoJo" Velasques) übt
sich in lautstarker Abneigung, der 12-jährige Sohn Carl stylt sich nach
Rapperart und droht ebenfalls, seinem Vater zu entgleiten. Bobs Frau Jamie
(Cheryl Hines) freut sich auf den Urlaub am Strand von Hawaii. Doch dann muss
Bob beruflich nach Colorado und den Urlaub streichen, denn sein Job steht auf
dem Spiel. Also mietet Bob ein Wohnmobil und drückt der schrecklich
enttäuschten Familie einen Campingtrip nach Colorado aufs Auge. In der Enge
des Fahrzeugs versucht er sich als Entertainer und tippt nachts heimlich
seinen beruflichen Auftrag in den Laptop. Es gibt schlimme Probleme mit dem
Wohnmobilklosett, Waschbären, dem Wetter, und dann hängt sich noch eine
Bilderbuchfamilie an ihre Fersen: die Cowboyattrappe Travis Gornicke (Jeff
Daniels), seine blondgelockte Frau (Kristin Chenoweth) und die drei singenden
Kinder. Bob und seine Familie haben eine gemeinsame Aufgabe gefunden: den
Gornickes zu entfliehen...
filminformer-Bewertung:
Nach
vierjähriger Pause kehrt Barry Sonnenfeld ("Schnappt Shorty"; „Men in Black“)
auf den Regiestuhl zurück, um eine überdrehte Familien-Komödie zu drehen.
Dabei verlässt er sich auf Robin Williams als Familienvater und Jeff Daniels
als campenden Cowboy. Für Sonnefeld etwas enttäuschend, aber als Familienfilm
annehmbar.
-jvg
Bewertung:**000
Deutschlandstart:
29. Juni 2006
Verleih:
Sony
Leben
in mir
Eva
(Malgosia Bela) ist schwanger und will abtreiben lassen. Durch Zufall erfährt
sie, dass ihr Ungeborenes sie hören kann. Diese Erkenntnis beeindruckt sie
tief. Sie beginnt, mit ihm zu reden, ihm die Welt zu erklären und spielt ihm
die Musik vor, welche sie so eng mit ihrem Vater verbindet. Mit dem Kind in
ihrem Bauch wachsen auch ihre Zuversicht und ihr Selbstvertrauen. Evas
Freunde, eine junge Prostituierte und ein Junkie, machen es ihr nicht
einfacher…
filminformer-Bewertung:
Die
polnische Regisseurin Malgosia Szumowska zeichnet in tristen Bildern den
Reifeprozess einer jungen Frau nach und erzählt dabei auch ganz nüchtern
davon, wie ihr Heimatland in der Gegenwart angekommen ist. Trotzdem ist der
Film vom tiefen polnischen Katholizismus geprägt und zeigt ein völlig
veraltetes Frauenbild. Einzig in der Hauptrolle der Eva überzeugt das
polnische Supermodel Malgosia Bela in ihrem Spielfilmdebüt.
-jvg
Bewertung:
*0000
Deutschlandstart:
29. Juni 2006
Verleih:
Pandora Film
The
Fast and the Furious: Tokyo Drift
Shaun
Boswell (Lucas Black) ist ein geborener Außenseiter, der mit seiner Teilnahme
an illegalen Straßenrennen immer wieder mit den Autoritäten aneckt. Um einer
Gefängnisstrafe zu entgehen, wird Shaun nach Tokio zu seinem Onkel geschickt,
der beim Militär dient. Dort gerät er vom Regen in die Traufe, weil die
Geschwindigkeitssüchtigen in Japan längst die nächste Stufe des Straßenrennens
pflegen: Drift Racing, bei dem die Schwerkraft regelmäßig aufgehoben wird.
Shaun kann nicht widerstehen und legt sich unwissentlich mit DK an, der
Kontakte zur Yakuza pflegt…
filminformer-Bewertung:
"The
Fast and the Furious" geht in die dritte Runde, mit dem gewohnten Aufhänger -
rasante illegale Straßenrennen in einer Metropoloe -, diesmal aber komplett
neuem Personal. War in den ersten beiden Teilen jeweils Paul Walker als Star
zu sehen, übernimmt in diesem Actionfilm, der vor Ort in der japanischen
Hauptstadt entstand, Jungstar Lucas Black ("Jarhead") die Hauptrolle. Als
Regisseur wurde Justin Lin verpflichtet, der mit "Better Luck Tomorrow" 2003
sein vielbeachtetes Debüt gab. Wer auf tiefergelegte, metallic-lackierte
Reiskocher und den aktuellen D&W-Katalog steht, ist hier genau richtig. Alle
anderen gehen besser in die Parkposition vor dem Kino.
-jvg
Bewertung:
**000
Start:
13. Juli 2006
Filmverleih:
UIP
Geheime
Staatsaffären
Die
Richterin Jeanne Charmant (Isabelle Huppert) erhält den Auftrag die
Veruntreuung und Zweckentfremdung öffentlicher Finanzmittel aufzudecken und
den Vorstandsvorsitzenden eines mächtigen Industriekonzerns anzuklagen. Je
weiter sie mit ihren Untersuchungen vorankommt und je tiefer ihre Fragen
dringen, umso bewusster wird sie sich ihrer Macht. Je mehr Geheimnisse sie
lüftet, umso größer werden ihre Mittel, Druck ausüben zu können. Zur gleichen
Zeit – und aus den gleichen Gründen – gerät ihr Privatleben in eine Krise.
Binnen kurzem sieht sie sich mit zwei vitalen Fragen konfrontiert, denen sie
nicht ausweichen kann: Wie weit kann sie ihre Macht noch ausdehnen, ehe sie
auf Stärkere trifft? Und wie lange kann ein normaler Mensch diese Macht
ertragen, ohne sich an ihr zu berauschen…
filminformer-Bewertung:
Der
Film trägt Züge der Affäre um den Mineralölkonzern Elf Aquitaine, bei dem
Vorstandsmitglieder, von Politikern gedeckt, große private Vermögen anhäufen
konnten. Regisseur Claude Chabrol sagt dazu „Jede Ähnlichkeit mit lebenden
oder toten Personen wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. – Mit
diesem Satz im Vorspann möchte ich den Zuschauer vor allen Dingen darauf
einstimmen, sich von möglichen Ähnlichkeiten forttragen zu lassen, ohne sie
aufspüren zu wollen. Wir haben uns außerdem darauf verständigt, keine
existierenden Personen zu nennen: Es handelt sich also um eine gänzlich
fiktive Welt! Unterm Strich: Es hat mich interessiert, die Wahrscheinlichkeit
der Ereignisse zu überprüfen, sie anhand der jüngeren Wirklichkeit zu
erzählen.“ Teilweise etwas zäh, aber dennoch sehenswert.
-jvg
Bewertung:
***00
Deutschlandstart:
20. Juli 2006
Verleih:
Concorde
Hwal
– Der Bogen
Ein
alter Mann und ein Mädchen leben alleine auf einem Boot. Seit der Fischer das
Mädchen im Alter von sechs Jahren bei sich aufnahm, hat sie das Boot nicht
verlassen. Mittlerweile ist sie 16 und in drei Monaten soll die Hochzeit der
beiden sein. Die intimen Rituale, die sie schweigend begehen, werden jedoch
jäh unterbrochen, als ein junger Student, der das Boot besucht, das Interesse
des Mädchens weckt. Der Bogen, mit dem der Mann sonst Orakel oder auch zarte
Melodien spielt, entwickelt sich zum Gegenstand sexueller Macht und bringt die
Schicksalsgemeinschaft auf dem Boot aus dem Gleichgewicht...
filminformer-Bewertung:
Der
koreanische Regisseur Kim Ki-Duk ist mittlerweile zur festen Größe des
internationalen Arthousekinos geworden und hat sich hierzulande durch die
Filme "The Isle", "Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling",
"Samaria" (Silberner Bär der Berlinale) und "Bin-jip – Leere Häuser"
(Silberner Löwe in Venedig) einen Namen gemacht. In seinem neuen Film "Hwal –
Der Bogen" erzählt er in stillen und folkloristischen Bildern eine Geschichte
vom Erwachsenwerden. Weil Kim Ki-Duk anscheinend nur noch das macht, was seine
Anhänger von ihm erwarten, ist „Hwal – Der Bogen“ zu unpersönlichem
Kunsthandwerk verkommen. Aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, das Kim
Ki-Duk immer die gleichen Geschichten erzählt. Der kalkulierte Tabubruch von
„Hwal – Der Bogen“ besteht darin, dass Kim die eigentlich nicht akzeptable
Beziehung zwischen dem Mädchen und dem alten Mann als märchenhafte,
folkloristische Liebesgeschichte in Szene setzt. Das führt im Zuschauer selbst
zu gewissen Verwicklungen, werden ihm doch durch Kims inszenatorische Tricks
Gefühle gesät, die jeder Mensch, der mit Abstand über diese Liebe nachdenkt,
natürlich strikt ausrupfen müsste. Bleib nur die Frage, ob es ihm einfach nur
um den Tabubruch ging oder was er uns mit dem Film sagen wollte.
-jvg
Bewertung:
*0000
Deutschlandstart:
27. Juli 2006
Verleih:
Rapid Eye Movies
Water
Die
Geschichte spielt 1938 im kolonialen Indien vor dem Hintergrund Mahatma
Gandhis Aufstieg zur Macht. Die achtjährige Chuyia (Sarala) wird Witwe und
muss in ein Heim, in dem hinduistische Witwen ihr Leben in Buße fristen
müssen. Die lebhafte Ausstrahlung des kleinen Mädchens bringt das Leben der
Bewohnerrinnen gehörig durcheinander, besonders das der jungen Witwe Kalyani
(Lisa Ray), die sich in einen gebildeten Gandhi-Anhänger Narayan (John
Abraham) verliebt. Doch ein trauriges Geheimnis, das Kalyani umgibt, verändert
das Leben der beiden Liebenden für immer, und auch das der kleinen Chuyia…
filminformer-Bewertung:
Der
neue Film von Deepa Metha („Sam & Me“; „Camilla“; „Fire“; „Earth“;
„Bollywood/Hollywood“)
ist der dritte Teil ihrer indischen Trilogie um die Elemente „Feuer, Wasser,
Erde“ und versteht es auf eindringliche Weise die alten Werte und Normen der
indischen Gesellschaft, ihr Kastensystem, sowie das beginnende Umdenken in
dieser, durch den Einfluss Ghandis, in bewegenden Bildern einzufangen. -jvg