Filmtipp des Monats Juli:

 

Eine fatale Entscheidung

Frankreich 2005 / 110 Min.

Regie: Xavier Beauvois.

Darsteller: Nathalie Baye, Jalil Lespert, Roschdy Zem, Antoine Chappey, Xavier Beauvois, Jacques Perrin, Patrick Chauvel, Jean Lespert, Annick Le Goff.

 

Die Story: Frisch aus der militaristischen Obhut der Polizeischule entlassen, tauscht Antoine Derouère (Jalil Lespert) Theorie und Uniform gegen die lässige Lederjacke und Handfeuerwaffe bei der Police Judicaire in der Seine-Metropole Paris ein. Engagiert, unschuldig und idealistisch motiviert, lernt er sogleich den schonungslosen Alltag kennen. Desolate Routine, zermürbte Kollegen und unterschwelliger Rechtsextremismus. Er kommt in die Einheit von Caroline Vaudieu (Nathalie Baye), die nach zwei Jahren Pause und einer Alkoholentziehungskur nichts von ihrer Anerkennung bei den Kollegen verloren hat. Caroline kämpft immer wieder gegen ihre Alkoholprobleme. Sogleich breitet sie ihre schützenden Fittiche über den „kleinen Leutnant“ aus. Als sie gemeinsam an der Aufklärung eines Mordes an einem polnischen Obdachlosen arbeiten, lernt Caroline die Fähigkeiten von Antoine schätzen, fühlt sich aber auch an ihren verstorbenen Sohn erinnert…

 

Der Star: Nathalie Baye („Der Verrat“; „…und das Leben geht weiter“) erhielt für ihre beeindruckende schauspielerische Leistung in diesem Film den diesjährigen französischen Filmpreis „César“ als beste Schauspielerin.

 

Der Regisseur: Mit einer verstörenden Symbiose zwischen der analytischen Sachlichkeit des Cinéma Vérités und der emotionalen Intensität eines Nouvelle Vague Filmes definiert der 39jährige Nordfranzose Xavier Beauvois das Genre des „Film Policier“ neu. Bereits seine Filme „Nord“, „Vergiss nicht, dass Du sterben musst“ und „Die Frau des Chefs“ begeisterten u.a. auf den Festivals in Cannes und Venedig.

 

filminformer-Bewertung: Dieser gnadenlose Blick hinter die löchrigen Kulissen der Pariser Polizeiarbeit vereint einfach alles: Charakterstudien, Gesellschaftskritik, Dokudrama und Einzeltragödie. Beauvois legt in dieser Erzählung von vornherein die Strategien des Dramas offen und in den entscheidenden Momenten ist die bereits vorher sich spürbar andeutende Tragik umso grausamer. Obwohl die unruhige Kamera vor allem in der ersten Hälfte des Films die immer wieder aufkommende Hektik des Polizeialltags illustriert und Nähe zu den Personen demonstrieren möchte, funktioniert die Erzählung hauptsächlich in kleinen Gesten und Blicken zwischen den Figuren. Er scheut nicht davor zurück, auf aus Genrefilmen bekannte Drehbuchkonstellationen zurückzugreifen. Was nicht stört, denn den Plot, die Verfolgung zweier des Mordes verdächtiger Russen, treibt er im berechtigten Vertrauen auf die überragenden Schauspieler und die Komplexität der Charaktere, in aller Ruhe und beinahe obligatorisch voran. Dennoch kommt der aufgewühlte Zuschauer erst am Ende zur Ruhe, gemeinsam mit der Kamera. Ein wirklich beeindruckender Film, der so fesselt, das der Zuschauer erst mit dem Abspann merkt, das der Film komplett ohne Musik auskommt. Absolut Sehenswert!

-Jörg-H. B. von Grass

Bewertung: ****0                           

Deutschlandstart: 06. Juli 2006

 

Verleih: Arsenal Filmverleih 

 

 

Wie in der Hölle

Frankreich 2005 / 90 Min.

Regie: Danis Tanovic.

Darsteller: Emmanuelle Béart, Karin Viard, Marie Gillain, Carole Bouquet, Guillaume Canet, Jacques Gamblin, Jacques Perrin, Miki Manojlovic, Maryam D'Abo, Jean Rochefort.

 

Die Story: Sophie (Emmanuelle Béart), Anne (Marie Gillain) und Celine (Karin Viard) sind Schwestern und haben sich seit Jahren nichts mehr zu sagen. Gemeinsam ist ihnen das Unglück in ihren Beziehungen, das alle Aspekte ihres Lebens belastet. Sophie hat den dringenden Verdacht, ihr Ehemann könne sie betrügen. Anne studiert Architektur und hat ein Verhältnis mit ihrem verheirateten Professor. Und Celine ist offenkundig nicht fähig, eine Beziehung einzugehen und sich anderen Menschen zu öffnen. Sie kümmert sich um die an den Rollstuhl gefesselte Mutter. Das Geheimnis der Familie liegt in einer gewalttätigen Episode in der Kindheit der Schwestern, wegen der ihr Vater ins Gefängnis wanderte und ihre Mutter eine Sprachblockade erlitt. Als ein junger Fremder in das Leben der Schwestern tritt, werden Ereignisse in Bewegung gesetzt, die die Frauen mit ihrer Vergangenheit konfrontiert…

 

Die Stars: "Die Hölle", der unter dem deutschen Verleihtitel "Wie in der Hölle" startet, versammelt vier große französische Aktricen: Emmanuelle Béart („8 Frauen“; „Mission: Impossible“), Karin Viard („Tante Danielle“; „Hass“) und Marie Gillain („Mein Vater der Held“) als Schwestern-Trio, sowie Carole Bouquet ("Obskures Objekt der Begierde"; "007 - In tödlicher Mission") als deren grotesk gealterte Mutter.

 

Der Regisseur: Der neue Film von Oscar-Preisträger Danis Tanovic ist wie schon sein Vorgänger "No Man's Land" ein Kriegsfilm. Spielte der eine im ehemaligen Jugoslawien unter Männern an der Front, im Kugelhagel und auf Minenfeldern, so spielt "L'enfer" unter Frauen im zivilisierten Paris, wo die Minen in den Köpfen liegen, die Kugeln in den Blicken.

filminformer-Bewertung: Himmel, Hölle und Fegefeuer - der verstorbene polnische Meisterregisseur Krzysztof Kieslowski und sein Autor Krzysztof Piesewicz konnten ihre geplante Trilogie nie vollenden. Nachdem Tom Tykwer mit "Heaven" den Anfang machte, folgt Tanovic mit dem zweiten Teil nach. „Wie in der Hölle“ ist ein komplexer Film, visuell, formal, stilistisch und auch dramaturgisch. Doch leider vermag Tanovic es nicht, den Kieslowski-Touch adäquat zu transportieren, gelingt es nicht, den Charakteren in ihrer inszenatorischen Umsetzung jene Tiefe zu verleihen, die einer Figur von Kieslowski wie selbstverständlich zu eigen ist. Die Geschichte bewegt trotz ihres tragischen Untergrundes nicht wirklich, Tanovic inszeniert die Frauen zu oberflächlich, und es sind nur einzelne Sequenzen, die in ihrer Emotionalität gelingen.

-Jörg-H. B. von Grass

Bewertung: **000

Deutschlandstart: 29. Juni 2006

 

Verleih: Tobis Film

 

 

Ab durch die Hecke

USA 2006 / 87 Min.

Regie: Tim Johnson & Karey Kirkpatrick.

Sprecher: Götz Otto, Ben Becker, Bernard Hoëcker, Ralf Schmitz, Jeanette Biedermann, Tayfun Bademsoy.

 

Die Story: Waschbär Richie ist ein verfressener und gewiefter Einzelgänger. Nach dem desaströsen Versuch, die Vorratskammer des nicht mehr ganz so tief im Winterschlaf befindlichen Grizzlys Vincent zu plündern, ist Richie gezwungen, die Vorräte binnen kürzester Zeit Stück für Stück wieder auf zu füllen. Er erschleicht sich die Freundschaft eines Trupps gutgläubiger Waldbewohner. Die mussten, gerade selber aus dem Winterschlaf erwacht, feststellen, dass ihr Lebensraum während der kalten Monate ein gutes Stück kleiner geworden ist. In dieser Zeit haben die Menschen ein exklusives Wohnviertel aus dem Boden gestampft, das von einer gewaltigen Hecke umgeben ist, aber laut Richies Aussage allerhand verlockende Leckereien verspricht. Die Nager-Gang mit dem hektischen und ziemlich dusseligen Eichhörnchen Hammy oder der kratzbürstigen Stinktierdame Stella geht, trotz Bedenken ihres Anführers, der gemütlichen Schildkröte Verne, auf Beutezüge zu den Menschen. Vermeintlich sammeln sie für den Winter, doch der clevere Richie hat seine eigenen Pläne…

 

Die Stars: Im Original wird Richie von Bruce Willis gesprochen, im Deutschen von Götz Otto („007 – Der Morgen stirbt nie“). Zu den weiteren deutschen Synchronstimmen gehören Bernard Hoëcker, Ben Becker, Jeanette Biedermann oder Ralf Schmitz.

 

Die Regisseure: Nach „Antz“ und „Sindbad“ ist dies die dritte Regiearbeit von Tim Johnson, dieses Mal gemeinsam mit Karey Kirkpatrick, der bereits für die Drehbücher von „Per Anhalter durch die Galaxis“; „Der kleine Vampir“; „Hennen rennen“ oder „James und der Riesenpfirsich“ verantwortlich war.

 

filminformer-Bewertung: Nach dem Erfolg von "Madagascar" setzt Dreamworks Animation in seinem sechsten computer-animierten Film erneut auf die Zugkraft netter kleiner Tiere, die zahlreiche turbulente Abenteuer bei ihrem Zusammenprall mit der menschlichen Zivilisation erleben. Technisch ebenso versiert, weniger gefühlig, dafür mit bissigerem Witz als die Konkurrenz von Pixar präsentiert sich diese auf Spielfilmlänge gebrachte Adaption eines populären Comicstrips, die wie eine Art „Mission: Impossible der Tiere“ daher kommt. Der satirische Gehalt der Comics, in dem die Autoren Michael Fry und T. Lewis ihr Szenario des Blicks von Außen nach Innen nutzen, um augenzwinkernd und doch sehr treffsicher menschliche Marotten, Konsumzwang und Konformität auf den Arm zu nehmen, bietet sich geradezu an für eine filmische Aufarbeitung. Als komische Highlights, versetzt mit dem für Dreamworks typischen Popkultur- und Zitatehumor, zelebrieren Johnson und Kirkpatrick den fortwährenden Zusammenprall der Welten. Ein großer Spaß, nicht nur für Kinder, sondern für die ganze Familie!

-Jörg-H. B. von Grass      

 

Bewertung: ****0

Deutschlandstart: 06. Juli 2006

 

Filmverleih: UIP

 

 

Das Haus am See

USA 2006 / 103 Min.

Regie: Alejandro Agresti.

Darsteller: Keanu Reeves, Sandra Bullock, Christopher Plummer, Lynn Collins, Dylan Walsh.

Die Story: Die Ärztin Kate Forster (Sandra Bullock) muss nach ihre Facharztausbildung ihr geliebtes Haus am See verlassen und zieht wieder in die Innenstadt von Chicago. Sie hinterlässt dem nächsten Mieter in Postkasten einen Brief mit einem Willkommensgruß. Plötzlich bekommt sie einen Brief des neuen Mieters, dem Architekten Alex Wyler (Keanu Reeves). Das Datum auf dem Brief ist allerdings der 14. April 2004 und schon zwei Jahre alt. Dies war nicht der letzte Brief, den Kate und Alex mit einander austauschen. Auf mysteriöse Weise können die beiden, trotz der zwei Jahre Zeitdifferenz, miteinander kommunizieren. Nun müssen sie hinter das Geheimnis kommen und versuchen sich in der richtigen Zeit zu treffen…

Die Stars: Nach ihrem fulminanten gemeinsamen Erfolg mit "Speed" sind Keanu Reeves, ("Matrix I-III", "Anwalt des Teufels", "Sweet November") und Sandra Bullock ("Miss Undercover I & II"; "28 Tage"; "Mord nach Plan") erstmals wieder auf der Leinwand vereint.

 

Der Regisseur: Der 1961 in Buenos Aires geborene Argentinier Alejandro Agresti dreht vor diesem Hollywood-Debüt bereits 24 Filme in seiner Heimat, darunter 1998 „Das letzte Kino der Welt“ oder 1989 „Ein Toter kehrt zurück“.

filminformer-Bewertung: Nach "Shall We Dance" nimmt sich Hollywood wieder einer Romanze aus Asien an. In diesem Fall ist es der koreanische Film "Siworae" von Hyun-seung Lee, der mit dem internationalen Titel "Il Mare“ im Jahr 2000 auf einigen Festivals lief. Der Hollywood-Neuling Alejandro Agresti übernimmt allerdings nur die Prämisse dieser Tragödie, die er als Grundlage für eine Liebeserklärung an die Liebe nutzt. Kinobesucher, die bei jedem Film krampfhaft darauf bedacht sind, jeden noch so winzigen Logikfehler zu entdecken, sind hier schlecht aufgehoben. Und dass nicht nur, weil man ihn - wie übrigens jeden Zeitreisefilm - auch wenn er seiner inneren Logik stets treu bleibt, genüsslich auseinanderpuhlen kann. Sondern auch, weil die Romantik hier eher eine Sache der leisen Töne ist, die nur funktionieren kann, wenn man sich ohne störende Ablenkung voll auf die Figuren und ihre Geschichte einlässt. Wenn man das allerdings tut, und dafür sorgen alleine die bezaubernden Hauptdarsteller, wird man in einen zutiefst romantischen Film mit einigen überraschenden Wendungen gezogen. Nicht nur etwas für Verliebte!

-Jörg-H. B. von Grass

     

Bewertung: ****0

Deutschlandstart: 06. Juli 2006

 

Filmverleih: Warner Bros.

 

 

 

Wolf Creek

Australien/Kanada 2005 / 99 Minuten

Regie: Greg McLean.

Darsteller: John Jarratt, Cassandra Magrath, Nathan Phillips, Kestie Morassi, Andy McPhee, Guy Petersen, Gordon Poole.

Die Story: Die beiden Engländerinnen Liz (Cassandra Magrath) und Kristy (Kestie Morassi) planen mit ihrem australischen Freund Ben (Nathan Phillips) einen ausgelassenen Road Trip durch Australien. Von Broome im Westen des Kontinents wollen sie quer durchs Land bis nach Cairns an der Nordostküste touren. Das Geld ist knapp, deswegen wird ein klappriger Ford erstanden, und unterwegs ist Camping angesagt. Die Stimmung lässt nichts zu wünschen übrig. Der erste Höhepunkt der Tour ist der Wolf-Creek-Krater – ein gottverlassenes Nationalpark-Gebiet im Nirgendwo des Top Ends. Als ihr Auto nach einer Wanderung zum Krater verreckt, ist die Ratlosigkeit groß. Stunden von der letzten zivilisierten Siedlung entfernt, ist der Frust immens. In der Nacht haben sie aber dennoch Glück, als der Trucker Mick (John Jarratt) vorbei kommt und ihnen Hilfe anbietet. Der kauzige Typ schleppt das Trio in einer stundenlangen Fahrt ab und erzählt am Lagerfeuer skurrile Geschichten. Doch am nächsten Morgen kommt Liz gefesselt in einer Baracke zu sich. Als sie sich befreien kann, hört sie Kristys Schreie. Mick hat sie in seiner Garage gefesselt und macht sich mit Messer und Gewehr an der junge Frau zu schaffen...

Der Star: Der Australier John Jarratt („Picknick am Valentinstag“) strahlt eine diabolische, eiskalte Präsenz aus, die auch Quentin Tarantino nicht verborgen blieb. Der Kultregisseur verpflichtete Jarratt für sein Horror-Thriller-Projekt „Grind House“, das er mit Robert Rodriguez realisiert.

Der Regisseur: Dies ist der Debütspielfilm des jungen australischen Regisseurs Greg McLean, der 2001 für seinen Kurzfilm „ICQ“ den „Best Director“-Award des New Yorker Filmfestivals erhielt.

 

filminformer-Bewertung: „Wolf Creek“ wird die Kinobesucher spalten, noch mehr als der vom Mainstream-Publikum gehassten und von der Horrorgemeinde geliebten „The Hills Have Eyes“-Remake von Alexandre Aja. Die für nur eine Million Dollar entstandene australisch-kanadische Co-Produktion steht für eine knallharte Gangart gepaart mit einem beklemmenden Realismus. Der Killer ist hier kein atomar verstrahlter Mutant. Mick, der Trucker sieht aus wie der Kumpel von Crocodile Dundee und pflegt zunächst auch einen ähnlich rustikalen Charme. Bis sich das Szenario allerdings abrupt vom ausgelassenen Road Trip in ein eiskaltes Terrormartyrium verwandelt, dauert es sehr lange. So soll der Film funktionieren, damit das Publikum mit den Charakteren mitleiden kann. „Wolf Creek“ gelingt es dann effektiv an den Nerven der Zuschauer zu reißen. Wenn Mick in seiner ersten harten Einlage auf Kristy losgeht, ist dies nur für hartgesottene Gemüter verdaubar. Regisseur und Autor McLean setzt dabei auf eine Mischung aus real greifbarem Horror und Psychoterror, der im Kopf entsteht. Aber er kann’s noch übler. Wer das haben muss, der ist hier richtig. Nur fragt sich der normale Zuschauer warum man so etwas haben muss. Richtig?

-Jörg-H. B. von Grass

     

Bewertung: **000

Deutschlandstart: 13. Juli 2006

 

Filmverleih: Kinowelt

 

Pirates Of The Caribbean: Fluch der Karibik 2

USA 2006 / 150 Min.

Regie: Gore Verbinski.

Darsteller: Johnny Depp, Keira Knightley, Orlando Bloom, Bill Nighy, Stellan Skarsgård, Naomie Harris, Martin Klebba,, Alex Norton.

 

Die Story: Elizabeth (Keira Knightley) und Will (Orlando Bloom) werden mitten in ihrer Hochzeit von einem Kolonialbürokraten der East India Company verhaftet, weil sie mit ihren dubiosen Kontakten zur Piratenschande Jack Sparrow (Johnny Depp) Landesverrat begingen. Um Tod oder langer Haft zu entgehen soll Will Jacks magischen Kompass stehlen, der stets die Suchrichtung für das anzeigt, was man am meisten begehrt. Im Falle der Company ist das eine Kiste, die den wichtigsten Besitz von Davy Jones beinhaltet, mit dem man den gefürchteten Captain des ozeanischen Zombieschiffs "Der Fliegende Holländer" und damit auch sein Haustier, einen monströsen Kraken, kontrollieren kann. Mehrere Parteien sind hinter diesem Steuerinstrument her, selbstredend auch Käpt’n Sparrow, der erneut zwischen Opportunist, Feigling und Sympathieträger pendelt...

 

Der Star: Johnny Depp zeichnete sich schon immer durch seine expressive Leidenschaft aus, groteske Freaks („Edward mit den Scherenhänden“), absonderliche Drogendealer („Blow“) und scheiternde Lebenskrüppel („Fear and Lothing in Las Vegas“) zu verkörpern, nur nicht immer in solch farbenfrohem Pomp. Er gibt dem Film den gewollten Knalleffekt und einen beinahe bis zur Unerträglichkeit getriebenen Kitsch-Charakter.

 

Der Regisseur: Der erfolgreiche Werbefilmer Gore Verbinski hatte vor dem ersten Teil von „Fluch der Karibik“ bereits Achtungserfolge wie „Mäusejagd“, „Ring“ oder „The Mexican“ aufzuweisen.

 

filminformer-Bewertung: Das Sequell des Sommerhit des Jahres 2003 „Fluch der Karibik“ ist da und wie nicht anders zu erwarten war steht der dritte Teil für Sommer 2007 schon in den Startlöchern. Letztendlich wurden beide Filme hintereinander abgedreht Dem jetzt anlaufenden zweiten Teil gelingt allerdings qualitativ nicht der Anschluss an den ersten Teil. Lediglich in den Special Effects und der übermäßigen Anhäufung von Gewürm, Ekel und düsteren Gestalten toppt er den Vorgänger. Schließlich erweist sich die Story als wenig überzeugend und der Film gerät in die Falle von unendlich wiederkehrenden Klischees und Stereotypen. Innovationen und die angekündigten Überraschungen bleiben weitestgehend aus. Die Handlung ist mehr als verwirrend und überbordend, so dass der Film auch kein Ende findet und lediglich als überlange Ouvertüre für den dritten Teil dient. Wer wissen will wie der Film ausgeht ist gezwungen 10 Monate zu warten und muss auch für den dritten Teil zahlen. Dreister kann man sein Publikum kaum an der Nase herumführen. Hier geht es Produzent Jerry Bruckheimer nicht um das Erzählen einer epischen Trilogie, sondern offensichtlich um die künstliche Verlängerung finanzieller Profite.

–jvg

Bewertung: **000

Deutschlandstart: 27. Juli 2006

 

Verleih: Buena Vista

 

 

Kurzbelichtet:

 

 

Die Chaoscamper

Bob Munro (Robin Williams) hat einen anstrengenden Job und eine Familie, die er kaum noch sieht. Die 15-jährige Tochter Cassie (Joanne "JoJo" Velasques) übt sich in lautstarker Abneigung, der 12-jährige Sohn Carl stylt sich nach Rapperart und droht ebenfalls, seinem Vater zu entgleiten. Bobs Frau Jamie (Cheryl Hines) freut sich auf den Urlaub am Strand von Hawaii. Doch dann muss Bob beruflich nach Colorado und den Urlaub streichen, denn sein Job steht auf dem Spiel. Also mietet Bob ein Wohnmobil und drückt der schrecklich enttäuschten Familie einen Campingtrip nach Colorado aufs Auge. In der Enge des Fahrzeugs versucht er sich als Entertainer und tippt nachts heimlich seinen beruflichen Auftrag in den Laptop. Es gibt schlimme Probleme mit dem Wohnmobilklosett, Waschbären, dem Wetter, und dann hängt sich noch eine Bilderbuchfamilie an ihre Fersen: die Cowboyattrappe Travis Gornicke (Jeff Daniels), seine blondgelockte Frau (Kristin Chenoweth) und die drei singenden Kinder. Bob und seine Familie haben eine gemeinsame Aufgabe gefunden: den Gornickes zu entfliehen...

filminformer-Bewertung: Nach vierjähriger Pause kehrt Barry Sonnenfeld ("Schnappt Shorty"; „Men in Black“) auf den Regiestuhl zurück, um eine überdrehte Familien-Komödie zu drehen. Dabei verlässt er sich auf Robin Williams als Familienvater und Jeff Daniels als campenden Cowboy. Für Sonnefeld etwas enttäuschend, aber als Familienfilm annehmbar.

-jvg

Bewertung:**000

Deutschlandstart: 29. Juni 2006

 

Verleih: Sony

 

 

Leben in mir

Eva (Malgosia Bela) ist schwanger und will abtreiben lassen. Durch Zufall erfährt sie, dass ihr Ungeborenes sie hören kann. Diese Erkenntnis beeindruckt sie tief. Sie beginnt, mit ihm zu reden, ihm die Welt zu erklären und spielt ihm die Musik vor, welche sie so eng mit ihrem Vater verbindet. Mit dem Kind in ihrem Bauch wachsen auch ihre Zuversicht und ihr Selbstvertrauen. Evas Freunde, eine junge Prostituierte und ein Junkie, machen es ihr nicht einfacher…

filminformer-Bewertung: Die polnische Regisseurin Malgosia Szumowska zeichnet in tristen Bildern den Reifeprozess einer jungen Frau nach und erzählt dabei auch ganz nüchtern davon, wie ihr Heimatland in der Gegenwart angekommen ist. Trotzdem ist der Film vom tiefen polnischen Katholizismus geprägt und zeigt ein völlig veraltetes Frauenbild. Einzig in der Hauptrolle der Eva überzeugt das polnische Supermodel Malgosia Bela in ihrem Spielfilmdebüt.

-jvg      

Bewertung: *0000

Deutschlandstart: 29. Juni 2006

 

Verleih: Pandora Film

 

 

The Fast and the Furious: Tokyo Drift

Shaun Boswell (Lucas Black) ist ein geborener Außenseiter, der mit seiner Teilnahme an illegalen Straßenrennen immer wieder mit den Autoritäten aneckt. Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, wird Shaun nach Tokio zu seinem Onkel geschickt, der beim Militär dient. Dort gerät er vom Regen in die Traufe, weil die Geschwindigkeitssüchtigen in Japan längst die nächste Stufe des Straßenrennens pflegen: Drift Racing, bei dem die Schwerkraft regelmäßig aufgehoben wird. Shaun kann nicht widerstehen und legt sich unwissentlich mit DK an, der Kontakte zur Yakuza pflegt…

filminformer-Bewertung: "The Fast and the Furious" geht in die dritte Runde, mit dem gewohnten Aufhänger - rasante illegale Straßenrennen in einer Metropoloe -, diesmal aber komplett neuem Personal. War in den ersten beiden Teilen jeweils Paul Walker als Star zu sehen, übernimmt in diesem Actionfilm, der vor Ort in der japanischen Hauptstadt entstand, Jungstar Lucas Black ("Jarhead") die Hauptrolle. Als Regisseur wurde Justin Lin verpflichtet, der mit "Better Luck Tomorrow" 2003 sein vielbeachtetes Debüt gab. Wer auf tiefergelegte, metallic-lackierte Reiskocher und den aktuellen D&W-Katalog steht, ist hier genau richtig. Alle anderen gehen besser in die Parkposition vor dem Kino.

-jvg

Bewertung: **000

Start: 13. Juli 2006

 

Filmverleih: UIP

 

 

Geheime Staatsaffären

Die Richterin Jeanne Charmant (Isabelle Huppert) erhält den Auftrag die Veruntreuung und Zweckentfremdung öffentlicher Finanzmittel aufzudecken und den Vorstandsvorsitzenden eines mächtigen Industriekonzerns anzuklagen. Je weiter sie mit ihren Untersuchungen vorankommt und je tiefer ihre Fragen dringen, umso bewusster wird sie sich ihrer Macht. Je mehr Geheimnisse sie lüftet, umso größer werden ihre Mittel, Druck ausüben zu können. Zur gleichen Zeit – und aus den gleichen Gründen – gerät ihr Privatleben in eine Krise. Binnen kurzem sieht sie sich mit zwei vitalen Fragen konfrontiert, denen sie nicht ausweichen kann: Wie weit kann sie ihre Macht noch ausdehnen, ehe sie auf Stärkere trifft? Und wie lange kann ein normaler Mensch diese Macht ertragen, ohne sich an ihr zu berauschen…

filminformer-Bewertung: Der Film trägt Züge der Affäre um den Mineralölkonzern Elf Aquitaine, bei dem Vorstandsmitglieder, von Politikern gedeckt, große private Vermögen anhäufen konnten. Regisseur Claude Chabrol sagt dazu „Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. – Mit diesem Satz im Vorspann möchte ich den Zuschauer vor allen Dingen darauf einstimmen, sich von möglichen Ähnlichkeiten forttragen zu lassen, ohne sie aufspüren zu wollen. Wir haben uns außerdem darauf verständigt, keine existierenden Personen zu nennen: Es handelt sich also um eine gänzlich fiktive Welt! Unterm Strich: Es hat mich interessiert, die Wahrscheinlichkeit der Ereignisse zu überprüfen, sie anhand der jüngeren Wirklichkeit zu erzählen.“ Teilweise etwas zäh, aber dennoch sehenswert.

-jvg      

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 20. Juli 2006

 

Verleih: Concorde

 

 

Hwal – Der Bogen

Ein alter Mann und ein Mädchen leben alleine auf einem Boot. Seit der Fischer das Mädchen im Alter von sechs Jahren bei sich aufnahm, hat sie das Boot nicht verlassen. Mittlerweile ist sie 16 und in drei Monaten soll die Hochzeit der beiden sein. Die intimen Rituale, die sie schweigend begehen, werden jedoch jäh unterbrochen, als ein junger Student, der das Boot besucht, das Interesse des Mädchens weckt. Der Bogen, mit dem der Mann sonst Orakel oder auch zarte Melodien spielt, entwickelt sich zum Gegenstand sexueller Macht und bringt die Schicksalsgemeinschaft auf dem Boot aus dem Gleichgewicht...

filminformer-Bewertung: Der koreanische Regisseur Kim Ki-Duk ist mittlerweile zur festen Größe des internationalen Arthousekinos geworden und hat sich hierzulande durch die Filme "The Isle", "Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling", "Samaria" (Silberner Bär der Berlinale) und "Bin-jip – Leere Häuser" (Silberner Löwe in Venedig) einen Namen gemacht. In seinem neuen Film "Hwal – Der Bogen" erzählt er in stillen und folkloristischen Bildern eine Geschichte vom Erwachsenwerden. Weil Kim Ki-Duk anscheinend nur noch das macht, was seine Anhänger von ihm erwarten, ist „Hwal – Der Bogen“ zu unpersönlichem Kunsthandwerk verkommen. Aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, das Kim Ki-Duk immer die gleichen Geschichten erzählt. Der kalkulierte Tabubruch von „Hwal – Der Bogen“ besteht darin, dass Kim die eigentlich nicht akzeptable Beziehung zwischen dem Mädchen und dem alten Mann als märchenhafte, folkloristische Liebesgeschichte in Szene setzt. Das führt im Zuschauer selbst zu gewissen Verwicklungen, werden ihm doch durch Kims inszenatorische Tricks Gefühle gesät, die jeder Mensch, der mit Abstand über diese Liebe nachdenkt, natürlich strikt ausrupfen müsste. Bleib nur die Frage, ob es ihm einfach nur um den Tabubruch ging oder was er uns mit dem Film sagen wollte.

-jvg      

Bewertung: *0000

Deutschlandstart: 27. Juli 2006

 

Verleih: Rapid Eye Movies

 

 

 

 

Water

Die Geschichte spielt 1938 im kolonialen Indien vor dem Hintergrund Mahatma Gandhis Aufstieg zur Macht. Die achtjährige Chuyia (Sarala) wird Witwe und muss in ein Heim, in dem hinduistische Witwen ihr Leben in Buße fristen müssen. Die lebhafte Ausstrahlung des kleinen Mädchens bringt das Leben der Bewohnerrinnen gehörig durcheinander, besonders das der jungen Witwe Kalyani (Lisa Ray), die sich in einen gebildeten Gandhi-Anhänger Narayan (John Abraham) verliebt. Doch ein trauriges Geheimnis, das Kalyani umgibt, verändert das Leben der beiden Liebenden für immer, und auch das der kleinen Chuyia…

filminformer-Bewertung: Der neue Film von Deepa Metha („Sam & Me“; „Camilla“; „Fire“; „Earth“;  „Bollywood/Hollywood“) ist der dritte Teil ihrer indischen Trilogie um die Elemente „Feuer, Wasser, Erde“ und versteht es auf eindringliche Weise die alten Werte und Normen der indischen Gesellschaft, ihr Kastensystem, sowie das beginnende Umdenken in dieser, durch den Einfluss Ghandis, in bewegenden Bildern einzufangen. -jvg

Bewertung: ***00

Start: 27. Juli 2006

 

Filmverleih: Universum Film

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