Darsteller:
David Straithairne, George Clooney, Jeff Daniels, Robert Downey Jr., Patricia
Clarkson, Ray Wise, Frank Langella.
Die Story: Die USA im Jahre 1953. Der
einflussreiche Senator Joseph McCarthy inszeniert eine landesweite Hexenjagd
gegen vermeintliche Kommunisten und Andersdenkende, klagt Unschuldige in
Schauprozessen an und zerstört ganze Existenzen. Auch im Newsroom von CBS ist
die Angst angekommen. Doch schließlich erhebt der respektierte
Fernsehmoderator Edward R. Murrow (David Strathairn) seine Stimme. Unter dem
Motto „Fakten statt Mutmaßungen“ berichtet er in seiner Sendung „See it Now“
über einen Piloten, der ohne triftigen Grund aus der Luftwaffe ausgeschlossen
wurde. Schnell bringt Murrow die Armee, aber auch Werbekunden und seine Chefs
gegen sich auf. Doch er und seine Mitstreiter, angeführt von dem Produzenten
Fred Friendly (George Clooney) und dem Reporter Joe Wershba (Robert Downey
jr.), bleiben standhaft. In der nächsten Sendung nehmen sie McCarthy selbst
ins Visier. Der holt schnell zum Gegenschlag aus…
Die Stars: Oscar-Preisträger George Clooney
erhielt im März den eisernen Mann für seine Leistung in „Syriana“. Da dies der
erste am 5.3.2006 vergebene Oscar war, mutmaßte der smarte Schauspieler
schnodderig, nun könne er jawohl für den Rest des Abends ruhig sitzen bleiben.
Er sollte leider Recht behalten.
Der Regisseur: Dies
ist die zweite Regiearbeit („Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“)
von George Clooney, der prompt eine Oscar-Nominierung als bester Regisseur und
für das beste Drehbuch erhielt.
filminformer-Bewertung:
George Clooney inszenierte diese authentische Geschichte nach eigenem
Drehbuch. Mit einem hochkarätigen Ensemble entstand ein spannender, fast
dokumentarisch wirkender Spielfilm - großartig gespielt und auf packende Weise
unterhaltend. Dabei setzen die Filmemacher nicht nur US-Reporterlegende Edward
R. Murrow ein Denkmal, sondern dem unabhängigen, mutigen Journalismus
schlechthin – und der erscheint heute nicht minder wichtig, als vor 50 Jahren.
Obwohl das Porträt des integeren Fersemoderators in Schwarz-Weiß gedreht
wurde, um die Unmengen an Archivmaterial möglichst unauffällig in den Film zu
integrieren, ist Clooney ein hochkomplexes politisches Kammerspiel mit feinen
Zwischentönen gelungen. Um all den hintergründigen Humor und die vielen
versteckten Anspielungen zu entdecken, muss man eine gute Vorbildung in Sachen
McCarthy-Ära und Kommunistenhatz mitbringen. Aber auch ohne dieses Wissen
bleibt zumindest eine eindrucksvolle Schilderung der Angst dieser Zeit, die
bis in jedes Wohnzimmer vordrang und auch vor Murrows Redaktionskonferenzen
keinen Halt machte. Auf dem Festival in Venedig erhielt der Film die Preise
für das beste Drehbuch und den besten Hauptdarsteller (David Strathairn).
Außerdem wurde er für sechs Oscars nominiert, darunter für "Bester Film",
"Beste Regie", "Bester männlicher Hauptdarsteller" und "Bestes Drehbuch".
Einer der besten Filme des Jahres!
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 06. April 2006
Verleih: Buena Vista
The
Inside Man
USA 2006 / 129 Min.
Regie:
Spike Lee
Darsteller: Denzel Washington, Clive Owen,
Jodie Foster, Willem Dafoe, Christopher Plummer.
Die Story: Dalton Russell (Clive Owen) kündigt den
perfekten Bankraub an, den er kurz darauf realisiert. Fast mühelos bringt er
mit einem kleinen vermummten Team eine New Yorker Bank in seine Gewalt, nimmt
Personal und Kunden als Geiseln, lässt sie Gesichtsmasken und mitgebrachte
identische Overalls tragen, bis sich Täter und Opfer äußerlich nicht mehr
unterscheiden. Diese Situation findet Detective Frazier (Denzel Washington)
vor, der sich mit diesem Einsatz für verdächtige Misstöne bei seinem letzten
Fall rehabilitieren soll. Schnell erkennt er, dass sein Gegenüber die
Geiselnahme bewusst kalkuliert hat. Für den Cop bleibt der Plan Russells
undurchschaubar. Gleichzeitig engagiert der Bankbesitzer Arthur Case
(Christopher Plummer) die mit allen Wassern gewaschene Anwältin Madaline White
(Jodie Foster). Sie soll dem Bankräuber ein Angebot unterbreiten und
sicherstellen, dass der Inhalt eines bestimmten Schließfachs nicht in fremde
Hände gerät. Das Geheimnis dieses Schließfachs scheint eine tragende Rolle zu
spielen. Spannender als dieses Rätsel ist aber das Duell zwischen den
Hauptfiguren, die sich zu überlisten versuchen…
Die Stars: Doppel-Oscar-Preisträger Denzel
Washington („Training Day“; „Glory“) und Beinahe-Bond Clive Owen („Hautnah“;
„King Arthur“) liefern sich als Köpfe in einem Spitzenensemble ein cooles
Duell.
Der Regisseur: 20 Jahre nach seinem Debüt "Nola
Darling" dreht Spike Lee seinen vierten Film gemeinsam mit Denzel Washington.
Zu seinen Filmen gehören „Malcolm X“, „Do the right thing“, Mo’ better blues“
oder „25 Stunden“.
filminformer-Bewertung:
In seinem bislang
zugänglichsten Film ordnet Regisseur Spike Lee seine gewohnte
Gesellschaftskritik einem Stoff unter, der sich mit Gelassenheit, Humor und
Cleverness als Kopfthriller präsentiert.
Schon früh gibt die Regie
einen Hinweis auf die finale Finte, verdeckt die gewalttätige Disziplinierung
einer Geisel im Bild, um Russells Sympathiewerte nicht zu gefährden. So bleibt
das moralische Gleichgewicht halbwegs intakt - wichtig für den Plot und den
cleveren Fluchtplan der Täter. Auch wenn Unglaubwürdigkeiten nicht ausbleiben,
weil etwa die Kino-Cops bei der Tätersuche Mittel nicht einsetzen, die für
ihre TV-Kollegen aus den „CSI“-Labors Routine sind, trübt das den
Gesamteindruck nicht. Natürlich lässt sich Spike Lee Spitzen gegen
alltäglichen Rassismus und Moslem-Paranoia auch hier nicht nehmen, aber er
ordnet sie einem in Rhythmus und Ton untypischen Thriller unter, dem man dank
exzellenter Darsteller und unorthodoxer Dramaturgie stets gewogen bleibt.
"Inside Man" bleibt bis zum Ende unterhaltsam und spannend und ist einer der
cleversten Filme von Spike Lee.
–jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 23. März 2006
Verleih: UIP
Die Zeit, die bleibt
Frankreich 2005 / 78 Min.
Regie: Francois Ozon.
Darsteller: Melvil
Poupaud, Jeanne Moreau, Valeria Bruni-Tedeschi, Daniel Duval, Daniel Sengewald.
Die Story: Der junge aufstrebende Modefotograf
Romain (Melvil Poupaud) erfährt dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist und
nur noch wenige Wochen zu leben hat. Eine Chemotherapie, die kaum Aussicht auf
Heilung verspricht, lehnt er ab. Romain verrät zunächst niemandem von seiner
Krankheit, sondern nimmt sich Urlaub und verhält sich weitgehend wie immer.
Die unterirdischen Umwälzungen, die das Wissen um seinen bevorstehenden Tod in
ihm auslöst, verursachen an der Oberfläche nur kleinste Wellen. Beispielsweise
nimmt die Ehrlichkeit und Härte zu, mit der Romain seiner Umwelt begegnet. Der
Schwester wirft er vor, eine verklemmte Spießerin zu sein, den Vater stellt er
zur Rede über längst vergangene Affären und das Verhältnis zur Mutter und
seinen Freund Sasha wirft er aus der Wohnung. Später durchläuft Romain Phasen
von Verzweiflung, Zärtlichkeit, Einsamkeit und Reflexion. Er besucht seine
Großmutter (Jeanne Moreau), die einzige Angehörige, der er sich wirklich nahe
fühlt, und weiht sie in sein Geheimnis ein; er arrangiert ein letztes Treffen
mit Sasha, spricht mit seinem Arzt und geht viel alleine spazieren. Doch ein
Stück „weiterleben“ verdankt er einer zufälligen Begegnung an einer
Autobahnraststätte…
Der Star: Der 1973 in Paris geborene Melvil
Poupaud wurde bei uns bekannt durch Rollen in „Der Liebhaber“, „Unschuldige
Lügen“ oder „Eine
Affäre in Paris“.
Der Regisseur: Unmittelbar nach dem intimen
Porträt einer trauernden Frau in „Unter dem Sand“ drehte Francois Ozon mit „8
Frauen“ schrillstes Boulevardtheater, auf das erotische Verwirrspiel „Swimming
Pool“ folgte der streng rückwärts choreografierte melancholische Paartanz
„5x2“.
filminformer-Bewertung:
In einem aufrichtigen und poetischen Porträt zeichnet François Ozon die
seelischen und körperlichen Veränderungen nach, die Romain in der Zeit, die
ihm noch bleibt, durchläuft. Ozon bleibt mit der Kamera immer dicht an seiner
Hauptperson und zeichnet Melvil Melvil Poupauds kleinste Regungen und
Nicht-Regungen auf. Die toten Augen, mit denen er geradeaus starrt während er
in seinem Kaffee rührt. Die Zärtlichkeit, mit der er seiner Großmutter
begegnet. Vor allem aber den zerbrechlichen Körper Romains, der zusehends
verfällt und dabei nichts von seiner Schönheit verliert. Im Gegenteil: umso
dünner und elender Romain aussieht, desto zärtlicher scheinen Jeanne Lapoiries
leuchtende Cinemascope-Bilder mit ihm umzugehen. „Die Zeit die bleibt“ ist der
zweite Teil von Ozons Trilogie über den Tod, die mit „Unter dem Sand“ begann.
Der dritte Teil soll vom Tod eines Kindes handeln. Berührendes Kino, das noch
lange nachwirkt.
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 20. April 2006
Filmverleih: Prokino
Reine Formsache
Deutschland 2006 / 95 Minuten.
Regie: Ralf Huettner.
Darsteller: Christiane
Paul, Marc Hosemann, Bastian Pastewka, Floriane Daniel, Oliver Korittke, Petra
Schmidt-Schaller, Idil Üner, Robert Schupp, Michael Gwisdek.
Die Story: Pola (Christiane Paul) hat von der
Unzuverlässigkeit und den Extratouren ihres ständig durch Abwesenheit
glänzenden Gatten Felix (Marc Hosemann) genug. Sie will die Scheidung, ihn
endgültig aus ihrem Leben verbannen und mit ihrer neuen Liebe (Robert Schupp)
in Paris einen Neuanfang wagen. Doch Felix, ein Filou und Spieler, der noch
nie in seinem Leben gearbeitet hat, lässt sich nicht so einfach verdrängen und
fängt an, Pola nach allen Regeln der Kunst zu umgarnen. Doch da kommt ihm
seine alte Affäre Ada (Petra Schmidt-Schaller) in die Quere, die Freundin
seines besten Freundes Wito (Oliver Korittke), die sich nicht so leicht
abschütteln lässt. Dummerweise hat Wito ein aufbrausendes Temperament und ist
grenzenlos eifersüchtig, was Felix schnell am eigenen Leib zu spüren bekommt.
Auch in der Ehe von Felix Freunden Effi (Floriane Daniel) und Gustav (Bastian
Pastewka), auf deren Hochzeit Felix Pola kennen gelernt hat, hängt der
Haussegen mehr als schief. Die große Liebe scheint nur noch auf dem Papier zu
existieren. Während sich Gustav im Flirten mit anderen Frauen übt und das
große Abenteuer sucht, fragt sich Effi, welchen Sinn ihre Ehe überhaupt noch
hat. Es scheint schon fast, dass keine Liebe von Dauer ist. Erst als Felix
Vater (Michael Gwisdek) sich mit seiner Schusseligkeit und Paranoia in den
alltäglichen Wahnsinn des Lebens der beiden Scheidungswilligen einmischt,
nähern sich Pola und Felix langsam wieder an…
Die Stars: Christiane Paul ist nicht nur Model und
Schauspielerin („Das Leben ist eine Baustelle“; „Im Schwitzkasten“) sondern
auch noch veritable Ärztin. Comedian Bastian Pastewka („Der Wixxer“) liefert
als Gustav eine der besten schauspielerischen Leistungen seiner Karriere ab.
Die Regisseurin: Komödienexperte Ralf Huettner
wurde durch seine Filme „Die Musterknaben“, „Voll normaal“, „Texas – Doc
Schneider hält die Welt in Atem“ oder „Mondscheintarif“ bekannt.
filminformer-Bewertung:
„Reine Formsache“ ist ein bisschen zu klein geraten für die große Leinwand.
Was den Film sehenswert macht, sind viele kleine Momente und eine liebevoll
inszenierte Geschichte. Mit teilweise großartigem Humor und viel Authentizität
erlebt der Zuschauer drei Paare, die nicht sofort den Mut haben, sich den
großen Gefühlen zu stellen. Eine Geschichte passend zum Frühlingsanfang.
Sehnsucht, Humor und Melancholie kombinieren sich zu einem kleinen, aber
durchaus sehenswerten Film.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 13. April 2006
Filmverleih: Senator
16
Blocks
USA 2005 / 105 Minuten
Regie: Richard Donner.
Darsteller: Bruce Willis, Mos Def, David Morse,
David Zayas.
Die Story: Der abgebrühte New Yorker Cop Jack
Mosley (Bruce Willis) hat ein echtes Alkoholproblem. Nur widerwillig gehorcht
er dem Befehl, den jungen Gefängnisinsassen Eddie Bunker (Rapper Mos Def), der
von einer eigenen Bäckerei träumt, zum Gericht zu transportieren. Für den
verkaterten Mosley ist die Nervensäge nur mit einem hochprozentigen
Getränkestop im Eckladen zu ertragen. Der im Auto wartende Eddie wird deshalb
fast erschossen, was Mosley in letzter Sekunde verhindern kann. Zu Fuß begibt
er sich mit seinem Schützling in seine Stammkneipe, wo bald sein alter Partner
Frank Nugent (David Morse) samt Anhang aufkreuzt und ihm Eddie "abnehmen"
will. Doch im verbittert-gleichgültigen Mosley regt sich das Gewissen, und er
wendet sich gegen die Kollegen. Eine wilde Hatz durch die Straßen, Keller,
Dächer und Apartments Manhattans und in einem Bus beginnt, denn Mosley hat nur
2 Stunden Zeit seinen Zeugen bei Gericht abzuliefern...
Der Star: Bruce Willis wurde durch die TV-Serie
„Das Model und der Schnüffler“ bekannt und erlangte Weltruhm durch die „Stirb
langsam“-Trilogie und Filme wie „Pulp Fiction“ oder „The Sixth Sense“.
Der Regisseur: Action-Regisseur Richard Donner war
zuletzt bei uns mit dem Zeitreise-Drama „Timeline“ in den Kinos zu sehen. Von
ihm stammen auch Filme wie „Maverick“, „Die Geister die ich rief“ oder
„Fletchers Visionen“.
filminformer-Bewertung:
Treffen der Haudegen - der Macher der "Lethal Weapon"-Reihe trifft den Star
der "Stirb langsam"-Trilogie: Richard Donner inszenierte ein klassisches
Copdrama mit einem famos aufspielenden Bruce Willis. Für die erste
Zusammenarbeit der alten Hasen im Actiongeschäft wurde nach einem Drehbuch von
Richard Wenk gearbeitet. Die Story ist an Clint Eastwoods "Der Mann, der
niemals aufgibt" (1977) angelehnt. Darin musste der maulfaule Detective Ben
Shockley ein quasselndes Callgirl zur Zeugenaussage von Las Vegas nach Phoenix
eskortieren und dabei eine Horde Cops abschütteln. In der Neuvariante gilt es
für den wortkargen NYPD-Detective Jack Mosley einen plappernden
Kleinkriminellen zur Zeugenaussage gegen korrupte Polizeikollegen ins 16
Straßenblocks entfernte Gerichtsgebäude zu bringen. Die zu bewältigende
Entfernung und der Zeitraum (knapp zwei Stunden: ein Realzeit-Szenario) mögen
im Vergleich zu Eastwoods Klassiker zwar geschrumpft sein, doch an spannenden
Actionkonfrontationen mit den Widersachern mangelt es nicht. Interessant ist
vor allem auch die Figurenzeichnung der Protagonisten, deren
Schwarz-Weiß-Kontrast sich nicht nur auf ihre Hautfarbe beschränkt.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 20. April 2006
Filmverleih: Warner Bros.
Kurzbelichtet:
Der
Tiger und der Schnee
Attilio de Giovanni (Roberto
Bengnini) ist Schriftsteller und Dozent für Dichtkunst und ein motorisch
überdrehter Typ. Er liebt die schöne Vittoria (Nicoletta Braschi), doch die
fühlt sich von seinen Avancen genervt. Selbst der Erfolg seines Gedichtbandes
"Der Tiger und der Schnee" stimmt sie nicht gnädiger. Als Attilio erfährt,
dass Vittoria in Bagdad seit einem Bombenattentat mit Schädel-Hirn-Trauma im
Krankenhaus liegt, schmuggelt er sich als Rot-Kreuz-Arzt in den Irak ein
pflegt seine Angebetete gegen alle Widerstände des Krieges...
filminformer-Bewertung:
Während im ersten Drittel
Leichtigkeit mit Italiens Vorzeige-Komiker Roberto Benigni überwiegt, wird es
im Verlauf romantisch-traurig. Wie "Das Leben ist schön" ist "Der Tiger und
der Schnee" ebenfalls eine Ode an die Menschlichkeit, auch wenn die Intensität
von "Das Leben ist schön" unerreichbar bleibt und die nervenden Eskapaden aber
mehr Richtung „Pinocchio“ gehen.
-jvg
Bewertung: **000
Deutschlandstart: 30. März 2006
Verleih: Concorde
Alle
Kinder dieser Welt
Eine schöne Kindheit ist für die meisten
Protagonisten nur ein Traum, ob sie sich wie in "Bilu e Joao" als Straßen-Kids
in Sao Paulo mit kleinen Geschäften über Wasser halten oder sich in "Blue
Gipsy" ein serbischer Kleinkrimineller nach der Entlassung aus dem Gefängnis
mit einem gewalttätigen Vater auseinandersetzen muss. Ganz schlimm ergeht es
sieben Kindersoldaten in "Tanza". Für sie gibt es keinen Frieden, sie sind
durch Massaker abgestumpft, töten und werden getötet. Wenig Zukunft auch für
die von AIds betroffenen "Jesus Children of America" in Brooklyn. In "Song
Song & Little Chat" kreuzen sich die Schicksale zweier chinesischer Mädchen
aus unterschiedlichen Schichten, ein Augenblick des Verständnisses und der
Zuneigung...
filminformer-Bewertung:
Unabhängig voneinander erzählen sieben renommierte
Regisseure wie Spike Lee oder John Woo in einem aufrüttelnden Episodenfilm für
die UNESCO von Kindheit und Erwachsenwerden in verschiedenen Kulturkreisen.
Wie jeder der beteiligten Filmemacher seine Sicht darstellt, Fakten und
Fiktion vermengt, darf als gelungenes Experiment angesehen werden.
-jvg
Bewertung:***00
Deutschlandstart: 13. April 2006
Verleih: Concorde
Im
Schwitzkasten
Die
Berliner Sauna der Geschwister Nadine (Christiane Paul) und Jost (Charly
Hübner) ist Treffpunkt der „Donnerstagsgruppe“: Toni, der Langzeitarbeitslose
(Andreas Schmidt), Dani (Esther Zimmering), die Stewardess, Karin (Steffi
Kühnert), die Ich-AG-Nervensäge, die idealistische Weltverbesserin Monika
(Laura Tonke) und schließlich Norbert (Edgar Selge), der Goethe-Professor und
neoliberale Bundestagsredenschreiber. Gemeinsam wird nicht nur geschwitzt,
sondern auch die Probleme des Alltags werden diskutiert. Nackte Tatsachen
vermischen sich mit Wunschträumen. Während Jost in Zahlungsnot die Biogetränke
mit Aldi-Saft verpanscht und Havelmatsch als indische Fango-Packungen ausgibt,
träumt manch einer der Gruppe heimlich oder auch ganz offen von seinem
Banknachbarn...
filminformer-Bewertung:
Mit
viel Humor erzählt „Im Schwitzkasten“ von den Siegen und Niederlagen, den
Wünschen und Träumen der Menschen von heute. Der neue Film von Regisseur Eoin
Moore („Pigs will fly“) besticht erneut durch seine genaue Alltagsbeobachtung,
eine erstklassige Besetzung und die kurzweilige Erzählweise, die auch
vermeintlich schwierige Themen mit einem Augenzwinkern meistert.
-jvg
Bewertung:
***00
Deutschlandstart:
30. März 2006
Verleih:
Alamode
Die
Bären sind los
Einst hoffnungsvoller Baseball-Spieler in der
Major League, ist Morris Buttermaker (Billy Bob Thornton) längst vom rechten
Pfad abgekommen. Stets stänkernd und leicht angetrunken schlägt er sich als
Kammerjäger auf der Schattenseite des kalifornischen Traums durchs Leben. Der
Kohle wegen lässt er sich als Trainer einer Baseball-Mannschaft von
halbwüchsigen Loosern anstellen. Das geht solange nicht gut, bis Buttermaker
sich mit dem Trainer (Greg Kinnear) eines rivalisierenden Teams anlegt. Er
holt die talentierte Tochter einer Verflossenen und einen ewigen Unruhestifter
ins bislang ahnungslose Team und setzt zur Aufholjagd an...
filminformer-Bewertung:
Michael Ritchies "Die Bären sind los!" von 1975
mit Walter Matthau und Tatum O'Neal wurde bei uns durch die gleichnamige
TV-Serie bekannt. Billy Bob Thornton („Sling Blade“; „Bad Santa“) und Richard
Linklater („School of Rock“) erweisen sich bei der Neuverfilmung als
ausgezeichnetes Team und bringen die nötige Entspanntheit und Respektlosigkeit
auf, um das nur in seltenen Fällen politisch korrekte Hohelied auf das
Verlieren zu singen. Damals wie heute ein Abgesang auf ein Amerika, das nur
Gewinnern eine Chance gibt.
-jvg
Bewertung: ***00
Start: 20. April 2006
Filmverleih: UIP
Yours,
mine, ours – Meine, Deine, Unsere
Frank Beardsley (Dennis Quaid) ist Witwer,
leitender Offizier bei der amerikanischen Küstenwache und stolzer Vater von
acht Kindern, die er ohne große Probleme wie eine funktionierende Crew
erzieht. Als er seine ebenfalls verwitwete High-School-Liebe Helen North (Rene
Russo) trifft, verlieben sich beide Hals über Kopf ineinander und heiraten –
ohne zunächst ihre insgesamt achtzehnköpfige Kindermeute davon in Kenntnis zu
setzen. Helen bringt es nämlich auf vier eigene und sechs adoptierte Kinder.
Diese eineinhalb Dutzend sind allerdings gar nicht davon begeistert und
verschwören sich Frank und Helen wieder auseinander zu bringen…
filminformer-Bewertung:
Aufgesetztes Remake einer Familienkomödie aus dem
Jahr 1968. Was ein lustiger Kampf zwischen Chaos und Pedanterie hätte werden
können, verliert sich mit fortschreitender Filmdauer in müden Wiederholungen
der gleichen Gags. Unnötig und genauso lustig wie ein Kropf.
-jvg
Bewertung:*0000
Deutschlandstart: 27. April 2006
Verleih: Sony
The
Hills have Eyes – Hügel der blutigen Augen
Die Carters sind eine ganz normale
Familie. In einem edlen Wohnmobil befinden sie sich auf dem Weg in den Urlaub.
Mitten in der Wüste von Nevada, ganz in der Nähe der alten Atomtestgebiete
habe sie einen merkwürdigen Unfall. In der Nacht werden die Carters aus
heiterem Himmel attackiert. Sie befinden sich im Territorium einer mutierten
Familie von Kannibalen. Die Carters rüsten sich zur Verteidigung…
filminformer-Bewertung:
Zu recht zählt Wes Cravens "Hügel
der blutigen Augen" zu den einsamen Klassikern des Terrorfilms, zu den
Blaupausen des Horrorgenres, auf den sich in den letzten knapp 30 Jahren
Hunderte anderer Schocker aufgebaut haben. Der Franzose Alexandre Aja, der
sich in Fankreisen mit seinem radikal harten "High Tension" (seinerseits eine
Variante des Craven-Films) einen Namen gemacht hat, gibt mit diesem Remake
sein US-Debüt. Der Stoff hat nichts von seiner schrecklichen Faszination
verloren, nur in Sachen Härte und Drastik legt Aja noch einmal ein paar
Scheite zusätzlich ins Feuer. Absolut nix für schwache Nerven.